San Damiano

Die Kirche

"Unsere liebe Frau, Mittlerin aller Gnaden"

Die Kirche wurde 2017 fertiggestellt und von Msgr. Bernard Fellay eingesegnet. Das Altarbild und die Chorwand wurden von Herr Dr. Ralf Lürig gestaltet. Sie ist der Mutter Gottes geweiht und trägt den Titel: „Unsere Liebe Frau, Mittlerin aller Gnaden“.


Erklärungen zum Altarbild:

Das Gemälde ist in klassischer Schichtenmalerei gemalt und soll mit seiner kontrastreichen Gestaltung und leuchtenden Farbgebung den Blick auf das Herzstück der Kirche, den Altar, lenken.

Hauptthema des Altares ist die Wiederöffnung des Paradieses durch Christus und Maria. Im Mittelpunkt des Bildes steht Maria mit dem Jesuskind. Er ist im Grunde zu groß, als dass sie ihn so leicht tragen könnte – dies bedeutet, dass hier etwas stattfindet, das rein physikalisch nicht möglich wäre und uns somit auf eine übernatürliche Ebene führt. Er schwebt förmlich dicht bei ihr, trotzdem gibt sie ihm Halt, trägt ihn. Er ordnet sich ihr unter, sie schaut in mütterlicher Liebe auf ihn herab.

Außerdem deutet die Christusfigur in ihrer Größe schon den Weltenrichter an. Dies wird ebenfalls symbolisiert durch die überkreuzten Beine (linkes Bein über rechtem Bein, dies war die Haltung der römischen Richter aus der Antike), und auch durch die rechte Hand, die nicht nur segnend, sondern auch richtend erhoben ist. Sie befindet sich genau auf der Grenze zwischen Licht und Schatten, er ist es, der die Finsternis vom Licht, das Gute vom Bösen trennt. Während er den Betrachter direkt und intensiv ansieht, blickt sie in seine Richtung, womit sie uns Vorbild ist, da wir auf Ihn schauen sollen. Zugleich drückt dies Bescheidenheit und Demut aus. Ihr liebevoller, sanfter Blick geht über ihn hinaus, eine fürsorgliche Mutter, die zur Evangelienseite, zu den Ungläubigen und Sündern, schaut, die seiner Erlösung bedürfen.

Das Bild ist in drei Ebenen aufgeteilt:

Maria steht auf der irdischen Ebene, dies wird durch die grünen und schwarzen Quadrate des Marmorbodens symbolisiert. Das Quadrat hat vier Ecken, ist waagerecht angelegt, begrenzt, somit ein Zeichen für das Irdische. Der Boden ist wie ein Schachbrettmuster, er steht für den Kampf zwischen Gut und Böse, Grün für das Gute, die Hoffnung, Schwarz für das Böse, die Finsternis. Hier steht die Königin (des Himmels) mit ihrem Fuß auf dem Schwarz, als Zeichen des Sieges.

Links und rechts vom Bild sehen wir zwei schwarze Streifen, sie bilden die nächste Ebene. Von der irdischen Ebene aus ragen senkrecht zwei Palmen beiderseits der Figuren in die Höhe. Die Palme steht symbolisch für den Sieg der Märtyrer und die Hoffnung auf das Paradies der Endzeit. Die stilisierten Stäm­me symbolisieren in ihrem Rot das Leiden und die Liebe und gipfeln in jeweils vier bzw. drei Palmwedeln. Zusammen ergibt dies die Zahl sieben, die Zahl Christi. Vier für das Irdische (die Zahl vier, die in der Schöpfung oft auftaucht: vier Jahreszeiten, vier Himmelsrichtungen, vier Elemente, …), drei für das Göttliche (Dreifaltigkeit), der Gottmensch. Die weißen Manschetten stehen für Reinheit und Unschuld. Die vier Palmblätter auf der Seite Christi stehen für die Menschwerdung, die drei Palmblätter auf der Marienseite überschatten die Mutter Gottes, die vom Heiligen Geist empfangen hat. In der Mitte berühren sich die Spitzen sanft, eine Andeutung an die Verbindung von Göttlichem und Irdischem.

Das Grün der Palmen ist ein anderes Grün als das des Marmorfußbodens auf der irdischen Ebene. Während das Grün der Palmen warm, satt und intensiv leuchtet, wirkt das Grün des Fußbodens kühl und blass.

Das Schwarz hinter den Palmen wird in der Mitte durchbrochen und „zur Seite geschoben“ von einer lieblichen Landschaft, die für das wiedergeöffnete Paradies steht. Durch die Farbperspektive bekommt die Landschaft einen großen Sog nach hinten zum Himmel und zum Licht. Hier kommt auch gut die Bedeutung der Mutter Gottes als zweite Eva und Christus als zweiter Adam zur Geltung. Sie sind es, die uns den Zugang zum himmlischen Paradies wieder ermöglichen.

Die Ewigkeit wird im Bild durch die Acht symbolisiert (die Acht lässt sich ohne Ende nachfahren), die angedeutet ist in dem Faltenwurf, der beide umhüllt und aus dem das Christuskind quasi „heraustritt“. Auch ist das Wehen dieses Faltenwurfs fernerhin ein Hinweis auf den Heiligen Geist. Das Christuskind ist nur mit dem Tuch der Mutter Gottes bekleidet, seine Nacktheit steht für Armut, Unschuld und Reinheit.

Am Anfang der Landschaft steht ein kleines idyllisches Wiesenstück, welches die Menschwerdung Christi und das Erlösungswerk nochmals als florale Miniatur darstellt. Die blaue Akelei mit ihren taubenförmigen Blütenblättern ist Symbol für den Heiligen Geist. Hier überschattet sie die Erdbeere, die für Maria steht. Die Erdbeere trägt Frucht und Blüte zugleich so wie Maria Mutter und Jungfrau zugleich ist. Dem entspringt eine Mohnblüte, die in die Finsternis hineinragt. Sie ist Symbol für Christus, zum einen durch ihre rote Farbe, zum anderen durch die Tatsache das Mohnblumen meistens im Weizenfeld wachsen. In diesem Fall ist das Rot symbolisch für den Wein, das Blut Christi, der Weizen für die gewandelte Hostie, das Fleisch Christi. Beides weist auf die Eucharistie hin.

Die dritte Ebene, ergibt sich aus dem durchbrochenen, roten Ornament, welches neben der Landschaft den Hintergrund für beide Figuren bildet. Die rote Farbe besticht durch ihre Intensität und Kraft und durchdringt beide Figuren ohne ihnen Konkurrenz zu machen. Dies ist angelehnt an die Goldhintergründe des Mittelalters, wobei Rot wiederum Vitalität und Opfergeist vereint. Das Ornament besteht aus Rauten, also in die Senkrechte, die göttliche Ebene, gestellten Quadraten auf denen rote Feuerlilien dargestellt sind, ein altes Symbol für die Braut des Heiligen Geistes.

Die beiden Heiligenscheine stehen für Sonne und Mond. Die Sonne als Symbol für Christus, das Licht und Wärme spendende Element, der Mond als Symbol für Maria, die das Licht empfängt und reflektiert. Sein roter Heiligenschein beinhaltet die Kreuzform, die wie drei weiße Strahlen angelegt ist. Der Heiligenschein Mariens ist wiederum bräutlich weiß und nur von einem roten Ring umrandet. Diese beiden Farben, rot und weiß, finden wir auch in ihrem Gewand, beziehungsweise in dem strahlend weißen Schleier, der sie beide umgibt und eine innere und äußere Verbundenheit zeigt. Während jedoch die intensive Farbe des Roten immer ganz ruhig ist, befindet sich das als kühler empfundene Blau und Weiß in Bewegung. Das Blau ihres Übergewandes ist reinstes Kobaltblau, die Farbe des Himmels und der Treue.

Mit der linken Hand deuten sowohl Maria als auch Jesus auf ihr Herz, die parallele Gestaltung als Hinweis auf ihren übereinstimmenden Willen.

Die unteren vier Tafeln des Altares zeigen Attribute für Maria, die der Lauretanischen Litanei entnommen sind: den Spiegel der Gerechtigkeit, den Turm Davids, die Arche des Bundes und den Morgenstern.

Der Spiegel ist ein Mariensymbol, da sich in der Jungfrau Maria Gott selbst spiegelt und abbildet, ohne den Spiegel zu verletzen oder zu verändern.

Der Turm ist ein Bauwerk mit ausgeprägter Vertikalstruktur, eine Verbindung von Himmel und Erde. Maria ist durch ihr „Fiat!“ auf besondere Weise mit dem Himmel verbunden und baut auch uns somit einen Turm zum Himmel.

Die Arche ist ein Mittel zur Rettung der Gläubigen aus dem verschlingenden Meer der Gottlosigkeit, ein Mittel des Heiles, ein Symbol des bergenden Mutterschoßes.

Der Morgenstern ist ein Symbol für den Kompass des Lebens, den uns die auch als „Stella maris“ bezeichnete Mutter Gottes durch ihr Vorbild gibt. Leuchtend steht er am dunklen Himmel und hilft, den Weg durch den Sturm zu finden. Außerdem ist der Stern ebenfalls ein Zeichen für die Reinheit.

 


Die Krönung Mariens - Erklärung zur Chorwand

Bei der Krönung Mariens sitzt die Mutter Gottes zur Rechten Christi, sie sitzen gemeinsam auf einem Thron. Während Maria durch Gestik (geneigter Kopf, betende Hände) und Mimik (gesenkter Blick) eine ruhige, demütige, kontemplative Haltung hat, geht von Jesus eine majestätische Ausstrahlung aus, er zeigt auf seine Seitenwunde und krönt seine Mutter zur Himmelskönigin. Dabei berührt er die Krone, die rein und schlicht ist und so zum Charakter Mariens passt, nicht. Dies soll veranschaulichen, dass dieser Akt nicht von dieser Welt ist. Interessant ist es, die Vertauschung der Rollen im Vergleich zum Altar­bild zu betrachten. Hier ist das Christuskind auf der rechten Seite der Mutter Gottes und sie trägt es scheinbar mühelos, doch ihr ganzes Sein ist auf ihn ausgerichtet. Diese innige Verbindung setzt sich nun im Himmel fort: Während sie auf Erden für das hilflose Kind, den Mensch gewordenen Gott gesorgt und ihn behütet hat, was durch das Tragen ausgedrückt wird, vertauschen sich im Himmel die Rollen und Seiten und er ehrt sie mit der höchstmöglichen Auszeichnung.

Während das Christuskind auf Erden von den Tüchern der Mutter in Weiss und Blau umhüllt wurde, so ist das Gewand des erwachsenen Christus ein leuchtendes Rot. Nach seinem Leidensweg und vollkom­menen Opfer symbolisiert es die Farben der Liebe und des Leidens. Rot ist gleichzeitig Farbe der Sonne, die Wärme und Licht spendet, so wie Christus. Die Mutter Gottes trägt ein blaues Gewand als Symbol der Himmelsfarbe und der Treue. Das Untergewand ist rot, was ihre Ver­bundenheit im Leiden mit ihrem Sohn andeutet. Die Heiligenscheine haben die gleiche Symbolik wie die im Altarbild.

Der Thron selbst besteht aus grünem Marmor, den wir auch im Hauptaltar finden und schliesst mit drei Kreuzen auf drei Säulen ab. Sie stehen für die Dreifaltigkeit. Im Hintergrund sieht man weisse Lilien in grauen Rauten. Die Lilien stehen für die Reinheit, die Farbe grau für die Auferstehung (schwarz ist die Farbe des Todes und wird durch weiss aufgehellt und wieder «lebendig gemacht»). Hinter den Figuren sieht man ein weiss-blaues Tuch, das den Thron Gottes übernatürlich durch­dringt. Es ist einerseits durch seine wehende Darstellung ein Symbol für den Heiligen Geist ( siehe auch das Kopftuch Mariens, die Braut des Heiligen Geistes) andererseits ein Symbol für die Wasser des Lebens, die aus der Seitenwunde Christi flossen und an das Sakrament der Taufe erinnern.

Der Thron Gottes Ist umgeben von vier Wesen (siehe Ezechiel und Ge­heime Offenbarung). Auf der Evangelienseite sieht man das Wesen mit einem Menschenkopf, danach mit einem Löwenhaupt, das dritte mit einem Stierkopf und das letzte mit dem Kopf eines Adlers. Jedes der vier Wesen steht für ein heilsgeschichtliches Ereignis des Neuen Bun­des und in direktem Bezug zu Christus: Der Mensch für die Mensch­werdung Christi, der Löwe für seine Auferstehung, der Stier für seinen Opfertod und der Adler für seine Himmelfahrt.

Die vier Wesen nehmen auch Bezug auf die vier Evangelien des Neuen Testaments. Matthäus, der mit der menschlichen Ahnenreihe Christi beginnt (Mensch), Markus, der mit Johannes dem Täufer beginnt, der in der Wüste ruft wie ein Löwe, Lukas fängt mit dem Priester Zacharias an, der im Tempel opfert (Stier) und schliesslich Johannes, der einen Überblick über die Grundmotive des Evangeliums gibt, so wie ein Adler sich erhebt und seinen Blick aus der Höhe schweifen lässt.

Die vier Wesen werden in leuchtendem Rot dargestellt, dies zeigt ihre glühende Liebe zu Christus. Mit ihren sechs Flügeln ähneln sie den Seraphim.

In einem umlaufenden Band ist der erste Teil des «Ave Maria» zu le­sen. Unter der Krönung der Chorwand sieht man passenderweise die Worte «Du bist gebenedeit unter den Frauen» (Benedicta tu in mulieri­bus).

 

San Damiano, 2018